Skoliose: frühzeitig erkennen und behandeln

Von einer Skoliose spricht man, wenn die Wirbelsäule verkrümmt und in sich verdreht ist. Besser erklärt, eine Skoliose ist eine dreidimensionale Verkrümmung der Wirbelsäule, die durch eine seitliche Abweichung von der Längsachse, eine Verdrehung (Rotation) der Wirbelkörper und häufig auch durch Veränderungen der natürlichen Wirbelsäulenkrümmungen gekennzeichnet ist.

Es handelt sich nicht nur um eine seitliche Krümmung, sondern um eine strukturelle Fehlstellung der Wirbelsäule.

 

Ursache der Skoliose

Die Skoliose entwickelt sich oft während des Wachstums im Kindes- und Jugendalter. Bei Mädchen tritt die Verkrümmung häufiger auf als bei Jungen. Zudem handelt es sich häufiger um eine ausgeprägtere Form als bei Jungen. Auch bei Erwachsenen sind Frauen häufiger von Skoliose betroffen als Männer.

Die genaue Ursache, warum es bei Manchen im Wachstum zur Entwicklung einer Skoliose kommt, ist nicht bekannt.  Die andere häufige Form ist die Skoliose im Alter, die als Folge von Abnutzungserscheinungen der Wirbelsäule entsteht.

Etwa 2 Prozent aller Jugendlichen zwischen 10 und 16 Jahren sind von einer Skoliose betroffen. Zu 75 Prozent liegt aber nur eine leichte Verkrümmung vor. 15 Prozent leiden unter einer mittleren, 5 Prozent unter einer starken und weitere 5 Prozent unter einer sehr starken Skoliose.

Formen der Skoliose

Skoliose ist nicht gleich Skoliose – je nach Ursache und Erscheinungsbild unterscheidet man verschiedene Formen. Ein Überblick:

  • Idiopathische Skoliose
    Die häufigste Variante: Rund 80–90 % aller Fälle fallen hierunter. Die genaue Ursache ist bis heute nicht bekannt. Besonders oft zeigt sie sich während der Pubertät, wenn der Körper schnell wächst.
  • Kongenitale Skoliose
    Diese Form ist angeboren und entsteht durch Fehlbildungen der Wirbelkörper oder Rippen, die sich bereits im Mutterleib entwickeln.
  • Neuromuskuläre Skoliose
    Sie entsteht als Folge von Erkrankungen der Muskeln oder des Nervensystems – etwa bei Muskeldystrophie oder Cerebralparese.
  • Degenerative Skoliose
    Eine typische Form im Erwachsenenalter. Durch Verschleiß an Bandscheiben, Wirbelgelenken oder Osteoporose verliert die Wirbelsäule an Stabilität und beginnt sich seitlich zu verkrümmen.
  • Sekundäre Skoliose
    Hier ist die Krümmung die Folge anderer Ursachen, zum Beispiel einer Beinlängendifferenz, Tumoren oder Verletzungen.

Neben der Ursache unterscheidet man auch die Form des Krümmungsmusters:

  • C-Skoliose → eine einfache seitliche Krümmung
  • S-Skoliose → zwei Krümmungen, die ein S bilden
  • Doppel-S-Skoliose → mehrere Krümmungen, besonders komplex

 

Behandlungsmöglichkeiten bei Skoliose

Eine Skoliose kann je nach Ausprägung und Alter der Betroffenen sehr unterschiedlich verlaufen. Während leichte Formen oft kaum Beschwerden verursachen, können stärkere Krümmungen langfristig Schmerzen, Bewegungseinschränkungen oder sogar Beeinträchtigungen von Herz und Lunge mit sich bringen. Deshalb ist eine frühzeitige und individuell abgestimmte Behandlung entscheidend. Die Therapie reicht von regelmäßiger Beobachtung über physiotherapeutische Maßnahmen bis hin zu Korsettversorgung oder – in schweren Fällen – operativen Eingriffen.


Medizinische Behandlungsmöglichkeiten

  • Regelmäßige Kontrolle / Beobachtung
    Bei leichten Verkrümmungen wird die Skoliose zunächst nur überwacht. Besonders während des Wachstums wird regelmäßig überprüft, ob sich die Krümmung verschlimmert.
  • Korsetttherapie
    Ein speziell angepasstes Skoliose-Korsett kann das Fortschreiten der Krümmung im Jugendalter bremsen. Es wird mehrere Stunden täglich getragen und unterstützt die Wirbelsäule in einer korrigierten Haltung.
  • Schmerzmedikation (bei Bedarf)
    Medikamente spielen keine Rolle bei der Korrektur der Skoliose, können aber bei Schmerzen helfen, besonders im Erwachsenenalter mit degenerativer Skoliose.
  • Operation
    Bei schweren Fällen (starke Krümmung oder schnelle Verschlechterung) kann eine operative Versteifung der Wirbelsäule notwendig werden. Metallstäbe, Schrauben oder Implantate stabilisieren die Wirbelsäule dauerhaft.

Physiotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten

  • Physiotherapie nach Schroth
    Eine spezielle Methode, die weltweit anerkannt ist. Durch gezielte Übungen werden Muskulatur, Haltung und Atmung so trainiert, dass die Wirbelsäule aktiv korrigiert wird.
  • Kräftigungs- und Dehnübungen
    Bestimmte Muskelgruppen, die durch die Skoliose verkürzt oder abgeschwächt sind, werden gezielt gedehnt oder gestärkt. So entsteht ein besseres Gleichgewicht im Körper.
  • Atemtherapie
    Da die Skoliose oft den Brustkorb verformt, verbessert eine bewusste Atemschulung die Lungenfunktion und steigert die Sauerstoffaufnahme.
  • Manuelle Therapie / Haltungsschulung
    Physiotherapeut*innen arbeiten mit Mobilisationstechniken und geben Tipps für eine aufrechte, gesunde Haltung im Alltag.
  • Sportarten mit stabilisierender Wirkung
    Bewegungsformen wie Schwimmen, Yoga oder Pilates stärken die Rumpfmuskulatur und fördern Beweglichkeit, ohne die Wirbelsäule einseitig zu belasten.

Die Behandlung hängt immer vom Schweregrad und Alter ab. Leichte Skoliosen können oft allein mit Physiotherapie stabilisiert werden, mittlere Verläufe erfordern meist ein Korsett, und schwere Fälle machen eine Operation notwendig.

 

Alltagstipps bei Skoliose

  • Regelmäßige Bewegung einbauen
    Langes Sitzen vermeiden – kurze Spaziergänge oder leichte Dehnübungen zwischendurch entlasten die Wirbelsäule.
  • Ergonomischer Arbeitsplatz
    Auf eine aufrechte Sitzhaltung achten, Bildschirm auf Augenhöhe einstellen und gegebenenfalls ein ergonomisches Kissen oder eine Lordosenstütze verwenden.
  • Bewusstes Sitzen und Stehen
    Immer wieder die Körperhaltung überprüfen – nicht ins Hohlkreuz fallen oder einseitig belasten.
  • Gleichmäßige Belastung im Alltag
    Taschen und Rucksäcke besser beidseitig tragen, statt dauerhaft nur auf einer Schulter.
  • Kräftigung der Rumpfmuskulatur
    Leichte Übungen für Bauch- und Rückenmuskeln regelmäßig durchführen – sie geben der Wirbelsäule Halt.
  • Atmung trainieren
    Tiefe, bewusste Atemzüge verbessern nicht nur die Sauerstoffversorgung, sondern wirken auch entlastend auf den Brustkorb.
  • Sport mit Bedacht wählen
    Empfehlenswert sind Schwimmen, Yoga oder Pilates. Sportarten mit starker einseitiger Belastung (z. B. Tennis, Gewichtheben ohne Anleitung) besser meiden.

Neben medizinischen und physiotherapeutischen Behandlungsformen spielt auch der Alltag eine entscheidende Rolle: Bewegung, eine gesunde Körperhaltung und gezieltes Training können helfen, Beschwerden vorzubeugen und die Wirbelsäule langfristig zu stabilisieren. Mit frühzeitiger Diagnose, konsequenter Therapie und einem bewussten Lebensstil lässt sich die Lebensqualität deutlich verbessern – und genau dabei unterstützen wir Sie in unserer Praxis.

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