Schlagwort: Schlaganfall
Transkutane aurikuläre Vagusnervstimulation (taVNS) zur Verbesserung der motorischen Funktionen der oberen Extremität nach Schlaganfall
Transkutane aurikuläre Vagusnervstimulation (taVNS) zur Verbesserung der motorischen Funktionen der oberen Extremität nach Schlaganfall: Ein Überblick über den aktuellen Forschungsstand
Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall stellt eine erhebliche Herausforderung dar, insbesondere wenn es um die Wiederherstellung der motorischen Funktionen der oberen Extremitäten geht. Eine vielversprechende nicht-invasive Methode, die in den letzten Jahren zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen hat, ist die transkutane aurikuläre Vagusnervstimulation (taVNS). Diese Methode könnte die Rehabilitationsergebnisse bei Schlaganfallpatienten verbessern und wird derzeit intensiv erforscht.
Was ist taVNS?
Die taVNS ist eine Form der Vagusnervstimulation, die über die Haut der Ohrmuschel durchgeführt wird, insbesondere durch die Stimulation des aurikulären Zweigs des Vagusnervs (ABVN) in der cymba conchae. Diese Technik bietet eine sicherere und weniger invasive Alternative zur klassischen Vagusnervstimulation (VNS), die einen chirurgischen Eingriff erfordert. Die Stimulation über taVNS zielt darauf ab, neuroplastische Prozesse im Gehirn zu fördern, was die Wiederherstellung motorischer Funktionen nach einem Schlaganfall unterstützen kann.
Forschungsergebnisse zur taVNS
Aktuelle klinische Studien haben gezeigt, dass die Kombination von taVNS mit traditionellen Rehabilitationsmethoden wie Physiotherapie signifikante Verbesserungen der motorischen Funktionen der oberen Extremitäten bei Schlaganfallpatienten bewirken kann. Die meisten dieser Studien verwenden die Fugl-Meyer Assessment Scale (FMA-U), um die Fortschritte der Patienten zu bewerten, und berichten über eine verbesserte Erholung im Vergleich zu Kontrollgruppen ohne taVNS-Behandlung.
Wichtige Erkenntnisse:
- Stimulation und Timing: Studien zeigen, dass taVNS typischerweise während oder unmittelbar nach einer Rehabilitationssitzung angewendet wird. Einige Studien kombinieren die Stimulation mit wiederholten Bewegungsübungen der oberen Extremitäten, was zu einer verstärkten motorischen Erholung führen kann.
- Sicherheitsaspekte: Obwohl taVNS im Allgemeinen gut verträglich ist, wurden in einigen Studien leichte Nebenwirkungen wie Hautrötungen, Übelkeit oder leichtes Unwohlsein berichtet. Diese Nebenwirkungen sind jedoch selten und meist mild.
- Technologische Fortschritte: Die Entwicklung von geschlossenen Rückkopplungssystemen (closed-loop systems), die taVNS in Echtzeit an die physiologischen Reaktionen des Patienten anpassen, könnte die Wirksamkeit der Behandlung weiter steigern und die Anwendung in der klinischen Praxis erleichtern.
Praktische Anwendung für Therapeuten
Für Therapeuten ergeben sich aus diesen Studien wichtige praktische Implikationen:
- Integration in bestehende Rehabilitationspläne: Die Kombination von taVNS mit herkömmlichen Rehabilitationsmethoden, insbesondere mit physiotherapeutischen Übungen, könnte die Wiederherstellung der motorischen Funktionen der Patienten beschleunigen.
- Individuelle Anpassung der Stimulation: Da die optimalen Parameter der Stimulation noch nicht vollständig erforscht sind, sollten Therapeuten die Stimulation individuell an die Bedürfnisse und die Toleranzschwelle der Patienten anpassen.
- Berücksichtigung von Nebenwirkungen: Therapeuten sollten Patienten über mögliche, aber seltene Nebenwirkungen aufklären und die Behandlung gegebenenfalls anpassen, um das Wohlbefinden der Patienten zu gewährleisten.
Fazit
Die taVNS bietet ein vielversprechendes Potenzial zur Verbesserung der motorischen Rehabilitation nach einem Schlaganfall, insbesondere in Kombination mit herkömmlichen Therapien. Zukünftige Forschungen werden erforderlich sein, um die optimalen Stimulationseinstellungen zu bestimmen und die Anwendung dieser Technik weiter zu verfeinern.
Marc Lüddecke
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Aktive Physiotherapie zur Steigerung der körperlichen Aktivität bei Schlaganfallüberlebenden
Aktive Physiotherapie zur Steigerung der körperlichen Aktivität bei Schlaganfallüberlebenden: Eine systematische Übersicht
Physiotherapie spielt eine zentrale Rolle in der Rehabilitation von Schlaganfallpatienten. Besonders aktive physiotherapeutische Maßnahmen, die von den Patienten freiwillige Anstrengungen erfordern, sind von entscheidender Bedeutung, um die körperliche Aktivität langfristig zu steigern und das Risiko eines erneuten Schlaganfalls zu reduzieren. Eine aktuelle systematische Übersicht und Meta-Analyse hat die Wirksamkeit dieser aktiven Physiotherapieformen untersucht und liefert wichtige Erkenntnisse für die therapeutische Praxis.
Bedeutung der körperlichen Aktivität nach einem Schlaganfall
Nach einem Schlaganfall sind Patienten häufig körperlich inaktiv, was das Risiko eines erneuten Schlaganfalls erhöht und zu einem Teufelskreis aus Dekonditionierung und reduzierter Aktivität führt. Es ist daher entscheidend, die körperliche Aktivität von Schlaganfallüberlebenden zu fördern, um ihre langfristige Gesundheit und Lebensqualität zu verbessern. Physiotherapeuten sind aufgrund ihrer Expertise besonders gut geeignet, Patienten in diesem Prozess zu unterstützen.
Ergebnisse der systematischen Übersicht
Die Meta-Analyse umfasste 25 randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 2448 Teilnehmern. Die Ergebnisse zeigten, dass aktive physiotherapeutische Maßnahmen eine signifikante, wenn auch moderate, Steigerung der körperlichen Aktivität bewirken können. Insbesondere dann, wenn objektive Messmethoden wie Aktivitätsmonitore oder Pedometer verwendet wurden, zeigte sich eine deutliche Verbesserung der Aktivitätsniveaus.
Es wurde festgestellt, dass die Wirksamkeit aktiver Physiotherapie vor allem bei jüngeren Schlaganfallüberlebenden (<65 Jahre) stärker ausgeprägt ist. Ältere Patienten profitierten ebenfalls, jedoch war der Effekt weniger ausgeprägt. Dies unterstreicht die Bedeutung individueller Anpassungen der Therapie an das Alter und die spezifischen Bedürfnisse der Patienten.
Praktische Empfehlungen für Therapeuten
Für die therapeutische Praxis lassen sich aus den Ergebnissen der Übersicht folgende Empfehlungen ableiten:
- Einsatz von objektiven Messinstrumenten: Die Verwendung von objektiven Tools wie Aktivitätsmonitore oder Pedometer wird empfohlen, da diese die genauesten Ergebnisse bezüglich der körperlichen Aktivität liefern und weniger anfällig für Verzerrungen sind.
- Individuelle Anpassung der Therapie: Ältere Patienten benötigen möglicherweise eine individuell angepasste Therapie, die ihre speziellen Bedürfnisse berücksichtigt. Hier könnten modifizierte Übungen oder eine geringere Intensität der Physiotherapie sinnvoll sein.
- Langfristige Betreuung und Motivation: Um langfristige Erfolge zu sichern, ist es wichtig, Patienten auch nach Abschluss der physiotherapeutischen Sitzungen zu motivieren und zu unterstützen. Dies könnte durch die Integration von technologischen Lösungen wie Aktivitätstrackern oder durch die Bereitstellung von Heimübungsprogrammen erfolgen.
- Gruppentherapien als Motivation: Gruppentherapien haben sich als besonders motivierend erwiesen, da die Interaktion mit anderen Schlaganfallüberlebenden die Teilnahme an körperlicher Aktivität fördern kann.
Fazit
Aktive Physiotherapie ist ein effektiver Ansatz zur Steigerung der körperlichen Aktivität bei Schlaganfallüberlebenden. Durch den gezielten Einsatz von objektiven Messmethoden und die Anpassung der Therapie an die individuellen Bedürfnisse der Patienten können Therapeuten dazu beitragen, die langfristige Gesundheit und Lebensqualität dieser Patienten erheblich zu verbessern.
Marc Lüddecke
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Reduktion der Spastizität nach Schlaganfall durch rTMS und Physiotherapie
Reduktion der Spastizität nach Schlaganfall durch rTMS und Physiotherapie: Ergebnisse und Mechanismen
Eine kürzlich durchgeführte Studie untersuchte die Effekte von repetitiver transkranieller Magnetstimulation (rTMS) kombiniert mit Physiotherapie auf die Spastizität bei Patienten mit chronischem Schlaganfall. Dabei wurden sowohl die klinischen Ergebnisse als auch die zugrunde liegenden physiologischen Mechanismen der Spastizitätsreduktion detailliert analysiert.
Wirksamkeit der Intervention
Die Studie zeigt, dass die Kombination aus rTMS und Physiotherapie zu einer signifikanten Verbesserung der motorischen Funktionen sowie zu einer Reduktion der Spastizität führte. Dies wurde durch eine Zunahme der Punktzahl in der Fugl-Meyer Assessment für die obere Extremität (FMA-UE) und eine Verbesserung im Wolf Motor Function Test (WMFT) deutlich. Auch der modifizierte Ashworth-Score (MAS), der zur Bewertung der Spastizität verwendet wird, zeigte eine signifikante Abnahme, insbesondere bei der Extension des Handgelenks.
Mechanismen der Spastizitätsreduktion
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass die Reduktion der Spastizität hauptsächlich durch eine Verringerung des stretchreflexvermittelten Widerstands (Torque) erreicht wurde, während die passive Steifigkeit unverändert blieb. Diese Differenzierung ist von großer Bedeutung, da sie zeigt, dass die Intervention gezielt den reflexvermittelten Anteil der Muskelspannung beeinflusst, ohne die passiven mechanischen Eigenschaften des Gewebes zu verändern.
Physiologische Untersuchungen
Zur weiteren Erforschung der Mechanismen hinter der Spastizitätsreduktion wurden drei spinaler Kreisläufe untersucht: die post-aktivierende Depression, die reziproke Hemmung und die präsynaptische Hemmung. Interessanterweise zeigte sich, dass trotz der signifikanten klinischen Verbesserungen keine Änderungen in der Erregbarkeit dieser spinalen Mechanismen festzustellen waren. Dies deutet darauf hin, dass die positiven Effekte der rTMS und Physiotherapie auf die Spastizität möglicherweise durch andere, noch unbekannte Mechanismen vermittelt werden.
Klinische Bedeutung und Implikationen
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen das Potenzial der rTMS in Kombination mit gezielter Physiotherapie, Spastizität bei chronischem Schlaganfall effektiv zu reduzieren und die motorische Funktion zu verbessern. Diese Erkenntnisse könnten Therapeuten dabei helfen, ihre Behandlungsmethoden zu optimieren und gezielter auf die Bedürfnisse der Patienten einzugehen.
Marc Lüddecke
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Task-Oriented Training (TOT) in der Schlaganfall-Rehabilitation
Task-Oriented Training (TOT) in der Schlaganfall-Rehabilitation: Ein Überblick und praktische Empfehlungen
Die Schlaganfall-Rehabilitation stellt eine komplexe Herausforderung dar, die eine interdisziplinäre Herangehensweise erfordert, um die vielfältigen Beeinträchtigungen der Patienten umfassend zu adressieren. Eine vielversprechende Methode in diesem Bereich ist das Task-Oriented Training (TOT), das sich auf das gezielte Wiedererlernen von Alltagsaufgaben konzentriert, um die neuroplastischen Fähigkeiten des Gehirns zu fördern. Dieser Blogbeitrag beleuchtet die zentralen Aspekte und aktuellen Erkenntnisse zu TOT sowie praktische Empfehlungen für Therapeuten.
Was ist Task-Oriented Training (TOT)?
TOT ist ein rehabilitativer Ansatz, der auf die Wiederherstellung von motorischen Fähigkeiten durch das gezielte Üben alltagsrelevanter Aufgaben abzielt. Beispiele für solche Aufgaben sind das Greifen und Loslassen eines Balls, das Gießen von Wasser oder das Kämmen der Haare. Die Methode basiert auf der Idee, dass durch die Wiederholung spezifischer Bewegungen die entsprechenden Hirnareale stimuliert werden, was die neuroplastischen Prozesse fördert.
Vorteile und Mechanismen von TOT
TOT hat sich als besonders effektiv erwiesen, weil es mehrere zentrale Mechanismen der Rehabilitation anspricht:
- Neuroplastizität: Durch die Wiederholung von Aufgaben werden die motorischen Kortexregionen stimuliert, was zu einer verbesserten motorischen Kontrolle führt.
- Funktionale Erholung: Indem Patienten spezifische Aufgaben wiederholt ausführen, lernen sie nicht nur die Bewegungen neu, sondern verbessern auch ihre Fähigkeit, diese in alltäglichen Situationen anzuwenden.
Anwendung und Dosierung in der Praxis
Ein wesentlicher Punkt in der erfolgreichen Anwendung von TOT ist die richtige Dosierung und Intensität der Übungen:
- Wiederholungen: Die Anzahl der Wiederholungen einer Aufgabe in einer Sitzung spielt eine entscheidende Rolle für den Erfolg. Eine hohe Anzahl von Wiederholungen führt zu besseren Ergebnissen, allerdings sollte die Intensität an die Belastbarkeit des Patienten angepasst werden.
- Sitzungsdauer und Frequenz: Es wird empfohlen, die Dauer der Sitzungen sowie die Häufigkeit wöchentlich durchgeführter Sitzungen entsprechend den individuellen Bedürfnissen und Fortschritten des Patienten zu gestalten. Studien deuten darauf hin, dass kürzere, aber intensivere Sitzungen mit ausreichend Ruhepausen vorteilhaft sein können.
- Vielfalt der Aufgaben: Neben der Wiederholung einzelner Aufgaben sollte das Training variabel gestaltet werden, um alle relevanten Bewegungsfähigkeiten abzudecken. Dies hilft, die generalisierte Anwendung der erlernten Fähigkeiten im Alltag zu fördern.
Herausforderungen und Limitationen
Obwohl TOT viele Vorteile bietet, gibt es auch Herausforderungen:
- Sensorische und kognitive Einschränkungen: Bisher konzentriert sich TOT hauptsächlich auf motorische Aufgaben, während sensorische und kognitive Defizite oft weniger berücksichtigt werden. Hier besteht Bedarf an weiterer Forschung und Entwicklung integrativer Ansätze.
- Individualisierung der Therapie: Die richtige Balance zwischen Intensität und Erholung ist entscheidend. Zu intensive Übungen können zu Ermüdung und einer Verringerung der Therapieeinstellung führen, während zu geringe Intensität möglicherweise nicht die gewünschten Effekte erzielt.
Schlussfolgerung und praktische Empfehlungen
TOT stellt eine vielversprechende Methode in der Schlaganfall-Rehabilitation dar, die durch gezieltes Üben alltagsrelevanter Aufgaben die neuroplastischen Prozesse fördert und die funktionelle Erholung unterstützt. Therapeuten sollten die Dosierung und Intensität der Übungen sorgfältig an die individuellen Bedürfnisse der Patienten anpassen und dabei auf eine ausreichende Vielfalt der Aufgaben achten, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
Quelle: Task-Oriented Training for Stroke Rehabilitation: A Mini Review
Marc Lüddecke
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Wirkungen von Krafttraining auf Spastizität bei Schlaganfallpatienten
Wirkungen von Krafttraining auf Spastizität bei Schlaganfallpatienten: Eine systematische Übersicht
Krafttraining ist seit langem für seine positiven Auswirkungen auf die Muskelkraft bekannt, aber seine Rolle bei der Behandlung von Spastizität nach einem Schlaganfall wird erst seit kurzem intensiv erforscht. Eine aktuelle systematische Übersicht fasst die verfügbaren Studien zu diesem Thema zusammen und bietet wertvolle Einblicke in die Wirksamkeit von Krafttraining bei der Reduktion von Spastizität sowie dessen Auswirkungen auf Funktion, Stärke, Gang und Gleichgewicht.
Ergebnisse der Studien
In der systematischen Übersicht wurden neun randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) analysiert, die insgesamt 225 Teilnehmer umfassten. Die Ergebnisse zeigten, dass Krafttraining entweder gleichwertig oder sogar überlegen im Vergleich zu keiner Behandlung, konventioneller Therapie oder anderen Therapieformen in Bezug auf die Verbesserung der Spastizität und funktioneller Parameter wie Kraft, Gang und Gleichgewicht war. Dies deutet darauf hin, dass Krafttraining eine wertvolle Ergänzung zur Rehabilitation von Schlaganfallpatienten darstellen kann.
Heterogenität der Protokolle
Eine der Herausforderungen bei der Interpretation der Ergebnisse ist die Heterogenität der verwendeten Protokolle. Es gab erhebliche Unterschiede in den Trainingsmethoden, einschließlich der Art des Krafttrainings (z.B. dynamisches versus isometrisches Training), der Anzahl der Sätze und Wiederholungen sowie der verwendeten Geräte. Die meisten Studien verwendeten jedoch geschlossene kinetische Ketten und kombinierten verschiedene Kontraktionsformen (konzentrisch, isometrisch, exzentrisch) während der Übungen. Dies deutet darauf hin, dass diese Ansätze möglicherweise die besten Ergebnisse bei der Reduktion der Spastizität und Verbesserung der motorischen Funktionen erzielen.
Praktische Implikationen
Für Therapeuten ist es wichtig, die Erkenntnisse dieser Übersicht in die Praxis umzusetzen, um die bestmöglichen Ergebnisse für ihre Patienten zu erzielen:
- Individuelle Anpassung: Da die Ergebnisse stark von den spezifischen Protokollen abhängen, sollte das Krafttraining individuell an die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Patienten angepasst werden.
- Kombination von Kontraktionsformen: Die Kombination von konzentrischen, isometrischen und exzentrischen Übungen scheint besonders wirksam zu sein, um sowohl die Muskelkraft zu steigern als auch die Spastizität zu reduzieren.
- Einsatz von geschlossenen kinetischen Ketten: Diese Methoden bieten durch die erhöhte sensorische Rückmeldung einen Vorteil und sollten bevorzugt eingesetzt werden.
Fazit
Krafttraining stellt eine vielversprechende Interventionsmöglichkeit zur Reduktion von Spastizität nach einem Schlaganfall dar. Trotz der Heterogenität der Studienprotokolle zeigen die Ergebnisse, dass diese Therapieform nicht nur die Spastizität verringern, sondern auch die allgemeine Funktionalität verbessern kann. Therapeuten sollten jedoch bei der Implementierung von Krafttrainingsprogrammen in die Rehabilitationspraxis vorsichtig sein und sicherstellen, dass die gewählten Protokolle auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Quelle: Effects of Resistance Training on Spasticity in People with Stroke: A Systematic Review
Marc Lüddecke
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Aktuelle Trends in der Gleichgewichtsrehabilitation Schlaganfallbetroffene
Aktuelle Trends in der Gleichgewichtsrehabilitation für Schlaganfallüberlebende: Eine Übersicht
Gleichgewichtsstörungen sind eine der häufigsten und herausforderndsten Folgen eines Schlaganfalls, die die Lebensqualität und die funktionelle Unabhängigkeit der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Die jüngste Scoping-Übersicht bietet einen umfassenden Überblick über die neuesten Trends in der Gleichgewichtsrehabilitation bei Schlaganfallpatienten und fasst die Ergebnisse von 14 experimentellen Studien zusammen, die verschiedene innovative und traditionelle Ansätze untersuchten.
Überblick über die rehabilitativen Ansätze
In der Übersicht wurden sieben Hauptkategorien von Gleichgewichtsinterventionen identifiziert:
- Konventionelle Rehabilitationsübungen: Diese umfassen selektive Rumpfmuskelübungen und Übungen zur Mobilisierung der betroffenen Extremitäten. Studien zeigen, dass solche Übungen die Rumpfkontrolle, das Gleichgewicht und die Mobilität signifikant verbessern können, insbesondere wenn sie in Kombination mit traditionellen Rehabilitationsmethoden wie Muskelkräftigung und Aufgabenorientierung eingesetzt werden.
- Gym-basierte Interventionen: Übungen, die auf Core-Training mit einem Swiss Ball oder auf geschlossene und offene kinetische Kettenübungen fokussieren, haben sich als wirksam erwiesen, um die Muskelaktivierung und das Gleichgewicht zu verbessern. Rückwärtsgehen auf einem Laufband war eine weitere vielversprechende Methode, die positive Auswirkungen auf das Gleichgewicht und die kardiopulmonale Fitness hatte.
- Vibrationstherapie: Studien zeigen, dass Ganzkörpervibrationstherapie die Wiederherstellung des Gleichgewichts bei Schlaganfallpatienten unterstützen kann. Diese Methode wurde als Ergänzung zu konventionellen Therapien eingesetzt und zeigte funktionelle Verbesserungen, insbesondere in der Sitzbalance und den Alltagsaktivitäten.
- Rhythmische auditive Stimulation: Diese Methode nutzt Musik und Metronome, um die Gehfähigkeit und das Gleichgewicht zu verbessern. Patienten synchronisierten ihre Bewegungen mit den rhythmischen Signalen, was zu einer signifikanten Verbesserung der Gehleistung führte.
- Boxtherapie: Sowohl virtuelle als auch reale Boxtrainingsprogramme zeigten positive Effekte auf die Gleichgewichtsfunktion und die kognitive Leistung. Diese innovative Therapieform kombiniert körperliches Training mit kognitiven Aufgaben und fördert so die ganzheitliche Rehabilitation.
- Technologie-basierte Interventionen: Der Einsatz von Virtual-Reality-Systemen und robotergestützten Trainingsgeräten zeigte vielversprechende Ergebnisse bei der Verbesserung der Rumpfkontrolle und des Gleichgewichts. Diese Technologien bieten Patienten eine motivierende und interaktive Umgebung, die das Engagement und die Teilnahme an der Rehabilitation fördert.
- Dual-Task-Training: Das gleichzeitige Training von motorischen und kognitiven Aufgaben, entweder an Land oder im Wasser, erwies sich als wirksam zur Verbesserung von Gleichgewicht und Gang. Diese Methode ahmt reale Herausforderungen nach und fördert die Anpassung an alltägliche Aktivitäten.
Praktische Empfehlungen für Therapeuten
Die in der Übersicht vorgestellten Interventionen bieten Therapeuten eine Vielzahl von Ansätzen, um die Gleichgewichtsrehabilitation individuell an die Bedürfnisse der Patienten anzupassen:
- Individuelle Anpassung der Therapie: Jede der genannten Methoden kann je nach spezifischen Bedürfnissen des Patienten angepasst werden. Es ist wichtig, die richtige Kombination von Übungen und Technologien auszuwählen, um optimale Ergebnisse zu erzielen.
- Integration von Technologie: Der Einsatz von Virtual-Reality und robotergestütztem Training kann die Rehabilitationsprogramme bereichern und die Motivation der Patienten erhöhen. Diese Technologien bieten zusätzliche Möglichkeiten zur Messung und Anpassung des Trainings in Echtzeit.
- Dual-Task-Ansätze: Diese sind besonders hilfreich für Patienten, die sowohl motorische als auch kognitive Herausforderungen bewältigen müssen. Die Integration dieser Trainingsmethoden in die Rehabilitationsprogramme kann die funktionelle Erholung beschleunigen.
Fazit
Die aktuellen Trends in der Gleichgewichtsrehabilitation bei Schlaganfallüberlebenden zeigen, dass eine Kombination aus traditionellen und innovativen Ansätzen die besten Ergebnisse liefern kann. Therapeuten sollten die individuellen Bedürfnisse ihrer Patienten berücksichtigen und eine Vielzahl von Methoden in ihre Programme integrieren, um die funktionelle Unabhängigkeit und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.
Marc Lüddecke
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Accelerometrie in der Funktionsbewertung des Gleichgewichts bei Schlaganfallpatienten
Accelerometrie in der Funktionsbewertung des Gleichgewichts bei Schlaganfallpatienten: Eine systematische Übersicht
Die Fähigkeit, das Gleichgewicht zu halten, ist für Schlaganfallpatienten von zentraler Bedeutung, da Gleichgewichtsstörungen die Lebensqualität und die funktionelle Unabhängigkeit erheblich beeinträchtigen können. Die Nutzung von Accelerometern zur Bewertung des Gleichgewichts bietet eine präzise und zugängliche Methode, die in der klinischen Praxis zunehmend an Bedeutung gewinnt. Eine aktuelle systematische Übersicht analysiert die Validität und Zuverlässigkeit von Accelerometern in der funktionellen Gleichgewichtsbewertung bei Schlaganfallpatienten und gibt wertvolle Einblicke für die therapeutische Praxis.
Einsatz von Accelerometern in der Gleichgewichtsbeurteilung
Accelerometer sind elektronische Geräte, die die lineare und angulare Beschleunigung verschiedener Körpersegmente aufzeichnen. In den letzten Jahren wurden sie aufgrund ihrer Portabilität, geringen Kosten und der Fähigkeit, Bewegungen präzise zu messen, vermehrt in der Funktionsbewertung eingesetzt. Besonders triaxiale Accelerometer, die Bewegungen in drei Dimensionen erfassen können, sind in der Forschung weit verbreitet.
Validität und Zuverlässigkeit von Accelerometern
Die Übersicht umfasst acht Studien, die sowohl die Validität als auch die Zuverlässigkeit von Accelerometern in der Gleichgewichtsbewertung untersuchten. Die Ergebnisse zeigen, dass Accelerometer eine hervorragende Zuverlässigkeit bei der Messung von Gleichgewichtsparametern aufweisen. Dies bedeutet, dass die Messungen durch diese Geräte konsistent und reproduzierbar sind, was sie zu einem verlässlichen Werkzeug in der klinischen Praxis macht.
Allerdings waren die Ergebnisse hinsichtlich der Validität der Accelerometer, also ihrer Fähigkeit, das tatsächliche Gleichgewichtsniveau der Patienten präzise zu messen, uneinheitlich. Während einige Studien eine hohe Übereinstimmung mit etablierten klinischen Tests wie der Berg Balance Scale (BBS) zeigten, waren die Ergebnisse in anderen Studien weniger eindeutig.
Praktische Anwendung in der Rehabilitation
Für Therapeuten ergeben sich aus diesen Erkenntnissen mehrere wichtige praktische Implikationen:
- Verwendung in Kombination mit klinischen Skalen: Um eine umfassende Bewertung des Gleichgewichts zu erreichen, sollten Accelerometer idealerweise in Kombination mit etablierten klinischen Skalen wie dem Timed Up and Go Test (TUG) oder dem Functional Reach Test (FRT) verwendet werden. Dies kann dazu beitragen, die Genauigkeit der Bewertung zu erhöhen und die Ergebnisse für die Patientenbehandlung besser interpretierbar zu machen.
- Positionierung der Accelerometer: Die Platzierung der Accelerometer auf dem Körper kann die Messergebnisse beeinflussen. Studien zeigten, dass die Platzierung der Sensoren an der Lendenwirbelsäule (L4-L5) oder am Kreuzbein (S1-S2) am häufigsten verwendet wird und zuverlässige Ergebnisse liefert.
- Berücksichtigung der individuellen Patientenbedürfnisse: Da die Validität der Messungen variieren kann, sollten Therapeuten die individuellen Bedürfnisse und Bedingungen ihrer Patienten berücksichtigen. In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, die Messergebnisse durch zusätzliche klinische Tests zu ergänzen.
Schlussfolgerung
Die Nutzung von Accelerometern zur funktionellen Bewertung des Gleichgewichts bei Schlaganfallpatienten bietet eine vielversprechende Methode zur Verbesserung der diagnostischen Präzision und zur Unterstützung der therapeutischen Entscheidungsfindung. Trotz einiger Uneinheitlichkeiten in den Validitätsergebnissen ist die Zuverlässigkeit dieser Geräte gut belegt, was ihre Integration in die klinische Praxis unterstützt.
Quelle: Accelerometry in the Functional Assessment of Balance in People with Stroke: A Systematic Review
Marc Lüddecke
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Vibrationstherapie bei post-Schlaganfall-Spastizität
Vibrationstherapie bei post-Schlaganfall-Spastizität: Effekte und praktische Anwendung
Die Vibrationstherapie (VT) gewinnt zunehmend an Bedeutung in der Behandlung von post-Schlaganfall-Spastizität (PSS). Eine systematische Übersicht und Meta-Analyse randomisierter kontrollierter Studien zeigt vielversprechende Ergebnisse bezüglich der Wirksamkeit von VT bei der Reduktion von Spastizität und Schmerz sowie der Verbesserung motorischer Funktionen bei Patienten mit PSS.
Effekte der Vibrationstherapie
Die Meta-Analyse ergab, dass VT signifikant zur Reduktion der Spastizität beiträgt. Dies gilt sowohl für lokale Muskelvibration (LMV) als auch für Ganzkörpervibration (WBV). Besonders effektiv zeigte sich VT in der Reduktion der Spastizität in den oberen Extremitäten, insbesondere in Schulter und Ellbogen. Für die unteren Extremitäten, wie Knie und Knöchel, konnte keine signifikante Reduktion der Spastizität festgestellt werden. Ebenso bleibt die Wirkung von VT auf die Gangperformance unklar.
Zusätzlich zeigte sich, dass VT auch zur Schmerzlinderung bei PSS-Patienten beitragen kann. Die Verbesserung der motorischen Funktionen war ebenfalls signifikant, was darauf hindeutet, dass VT nicht nur die Spastizität reduziert, sondern auch die funktionelle Erholung unterstützt.
Praktische Anwendung und Parameter
Bei der Anwendung von VT sollten verschiedene Parameter berücksichtigt werden:
- Vibrationstyp: Sowohl LMV als auch WBV sind wirksam, wobei LMV möglicherweise eine etwas stärkere Wirkung zeigt, da sie gezielt auf spezifische Muskelgruppen wirkt.
- Frequenz: Eine Frequenz von über 20 Hz erwies sich als effektiver bei der Reduktion der Spastizität als niedrigere Frequenzen.
- Dauer: Sitzungen von 30 Minuten zeigten die besten Ergebnisse, während kürzere Sitzungen weniger effektiv waren.
- Sitzungshäufigkeit: Die besten Ergebnisse wurden bei Sitzungen drei- bis fünfmal pro Woche erzielt, wobei kein signifikanter Unterschied zwischen diesen Frequenzen festgestellt wurde.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse der Meta-Analyse zeigen, dass VT eine wertvolle Ergänzung zur Behandlung von PSS sein kann, insbesondere bei der Reduktion von Spastizität und Schmerz sowie der Verbesserung der motorischen Funktion. In der klinischen Praxis sollten Therapeuten die individuellen Bedürfnisse und den funktionellen Status der Patienten berücksichtigen, um die optimalen VT-Parameter festzulegen.
Marc Lüddecke
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Neurologische Behandlung nach dem Bobath-Konzept
Was ist das?
Das Bobath-Konzept entwickelt von Berta Bobath und ihrem Mann Dr. Karel Bobath wird für die Befundung und Behandlung von Patienten mit neurologischen Defiziten angewandt.
Neurologische Behandlung nach PNF Konzept

Propriozeptiv, Propriozeption:
Damit der Mensch seine Bewegungen organisieren und harmonisieren kann, bedarf es der Fähigkeit der Körperwahrnehmung. Diese wird gewährleistet, durch viele Rezeptoren die sich vorangig in Muskeln, Gelenken und Sehen befinden. Sie ermitteln beispielsweise die Stellung der Knochen zueinander. Sie wissen beispielsweise ob Ihr Ellenbogen gestreckt oder gebeugt ist, selbst wenn Sie nicht hinsehen, das nennt man Propriozeption(Wahrnehmung). Bei vielen neurologischen Erkrankungen ist diese Wahrnehmung gestört und führt somit zu einigen Problemen im Bewegungsablauf.
In der PNF Behandlung wird das Zusammenspiel eben dieser Rezeptoren und den dazugehörigen Nerven und Muskeln gefördert daher Neuromuskulär. Das so verbesserte Zusammenspiel soll dem Patienten die Bewegungen des Alltags erleichtern also Fazilitieren (aus dem lat.).
Das macht den Unterschied: Um die natürlichen Bewegungsabläufe nachzuahmen, bedient sich das PNF Konzept 3 dimensionalen Bewegungen in speziellen Drehungen und Rotationen entsprechend den Muskelverläufen. Entgegengesetzt zu den herkömmlichen Trainingsmethoden welche meist den Muskel in 2 Dimensionalen Bewegungen in nur einer Achse Trainieren.
PNF ist Konzept, Therapiemethode und Technik zugleich.
Dabei ist besonders hervorzuheben, dass PNF sich an den Ressourcen des Patienten orientiert und diese gezielt zur Verbesserung der Bewegungs- und Haltungskontrolle einsetzt. D.h., dass zur Verfügung stehende Fähigkeiten von besonderem Interesse sind. Machen Sie folgendes kleines Experiment: „drücken Sie Ihre Hand kräftig auf den Tisch, vor dem Sie gerade sitzen“. Sie werden sogleich merken, dass Ihre Bauchmuskeln zu arbeiten beginnen. So kann ein kräftiger Arm genutzt werden, um schwache Bauchmuskeln zu aktivieren.
Einsatzgebiete: PNF kann Menschen mit Störungen des Bewegungs- oder Stützapparates helfen, ihre Sicherheit und Selbständigkeit zu verbessern und Schmerzen zu beheben oder zu lindern. Eine Behandlung nach PNF wird insbesondere angewandt bei Bewegungsstörungen aufgrund von:
- Multipler Sklerose
- Morbus Parkinson
- Querschnittslähmung
- Schädel-Hirn-Trauma
- Schlaganfall
- Gelenkoperationen
- Sportunfällen
- Gesicht-, Mund- und Schluckbeschwerden (inklusive Kieferproblematiken)
- Rückenschmerz
Die Therapie verbessert die bewusste und unbewusste Steuerung der Körperhaltung und Bewegung. Bei schweren Erkrankungen oder Verletzungen fördert PNF lebenserhaltende Funktionen wie die Atmung, das Essen und das Schlucken.
PNF darf nur von speziell Ausgebildeten Therapeuten durchgeführt werden.