Schlagwort: Spastizität
Reduktion der Spastizität nach Schlaganfall durch rTMS und Physiotherapie
Reduktion der Spastizität nach Schlaganfall durch rTMS und Physiotherapie: Ergebnisse und Mechanismen
Eine kürzlich durchgeführte Studie untersuchte die Effekte von repetitiver transkranieller Magnetstimulation (rTMS) kombiniert mit Physiotherapie auf die Spastizität bei Patienten mit chronischem Schlaganfall. Dabei wurden sowohl die klinischen Ergebnisse als auch die zugrunde liegenden physiologischen Mechanismen der Spastizitätsreduktion detailliert analysiert.
Wirksamkeit der Intervention
Die Studie zeigt, dass die Kombination aus rTMS und Physiotherapie zu einer signifikanten Verbesserung der motorischen Funktionen sowie zu einer Reduktion der Spastizität führte. Dies wurde durch eine Zunahme der Punktzahl in der Fugl-Meyer Assessment für die obere Extremität (FMA-UE) und eine Verbesserung im Wolf Motor Function Test (WMFT) deutlich. Auch der modifizierte Ashworth-Score (MAS), der zur Bewertung der Spastizität verwendet wird, zeigte eine signifikante Abnahme, insbesondere bei der Extension des Handgelenks.
Mechanismen der Spastizitätsreduktion
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass die Reduktion der Spastizität hauptsächlich durch eine Verringerung des stretchreflexvermittelten Widerstands (Torque) erreicht wurde, während die passive Steifigkeit unverändert blieb. Diese Differenzierung ist von großer Bedeutung, da sie zeigt, dass die Intervention gezielt den reflexvermittelten Anteil der Muskelspannung beeinflusst, ohne die passiven mechanischen Eigenschaften des Gewebes zu verändern.
Physiologische Untersuchungen
Zur weiteren Erforschung der Mechanismen hinter der Spastizitätsreduktion wurden drei spinaler Kreisläufe untersucht: die post-aktivierende Depression, die reziproke Hemmung und die präsynaptische Hemmung. Interessanterweise zeigte sich, dass trotz der signifikanten klinischen Verbesserungen keine Änderungen in der Erregbarkeit dieser spinalen Mechanismen festzustellen waren. Dies deutet darauf hin, dass die positiven Effekte der rTMS und Physiotherapie auf die Spastizität möglicherweise durch andere, noch unbekannte Mechanismen vermittelt werden.
Klinische Bedeutung und Implikationen
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen das Potenzial der rTMS in Kombination mit gezielter Physiotherapie, Spastizität bei chronischem Schlaganfall effektiv zu reduzieren und die motorische Funktion zu verbessern. Diese Erkenntnisse könnten Therapeuten dabei helfen, ihre Behandlungsmethoden zu optimieren und gezielter auf die Bedürfnisse der Patienten einzugehen.
Marc Lüddecke
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Wirkungen von Krafttraining auf Spastizität bei Schlaganfallpatienten
Wirkungen von Krafttraining auf Spastizität bei Schlaganfallpatienten: Eine systematische Übersicht
Krafttraining ist seit langem für seine positiven Auswirkungen auf die Muskelkraft bekannt, aber seine Rolle bei der Behandlung von Spastizität nach einem Schlaganfall wird erst seit kurzem intensiv erforscht. Eine aktuelle systematische Übersicht fasst die verfügbaren Studien zu diesem Thema zusammen und bietet wertvolle Einblicke in die Wirksamkeit von Krafttraining bei der Reduktion von Spastizität sowie dessen Auswirkungen auf Funktion, Stärke, Gang und Gleichgewicht.
Ergebnisse der Studien
In der systematischen Übersicht wurden neun randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) analysiert, die insgesamt 225 Teilnehmer umfassten. Die Ergebnisse zeigten, dass Krafttraining entweder gleichwertig oder sogar überlegen im Vergleich zu keiner Behandlung, konventioneller Therapie oder anderen Therapieformen in Bezug auf die Verbesserung der Spastizität und funktioneller Parameter wie Kraft, Gang und Gleichgewicht war. Dies deutet darauf hin, dass Krafttraining eine wertvolle Ergänzung zur Rehabilitation von Schlaganfallpatienten darstellen kann.
Heterogenität der Protokolle
Eine der Herausforderungen bei der Interpretation der Ergebnisse ist die Heterogenität der verwendeten Protokolle. Es gab erhebliche Unterschiede in den Trainingsmethoden, einschließlich der Art des Krafttrainings (z.B. dynamisches versus isometrisches Training), der Anzahl der Sätze und Wiederholungen sowie der verwendeten Geräte. Die meisten Studien verwendeten jedoch geschlossene kinetische Ketten und kombinierten verschiedene Kontraktionsformen (konzentrisch, isometrisch, exzentrisch) während der Übungen. Dies deutet darauf hin, dass diese Ansätze möglicherweise die besten Ergebnisse bei der Reduktion der Spastizität und Verbesserung der motorischen Funktionen erzielen.
Praktische Implikationen
Für Therapeuten ist es wichtig, die Erkenntnisse dieser Übersicht in die Praxis umzusetzen, um die bestmöglichen Ergebnisse für ihre Patienten zu erzielen:
- Individuelle Anpassung: Da die Ergebnisse stark von den spezifischen Protokollen abhängen, sollte das Krafttraining individuell an die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Patienten angepasst werden.
- Kombination von Kontraktionsformen: Die Kombination von konzentrischen, isometrischen und exzentrischen Übungen scheint besonders wirksam zu sein, um sowohl die Muskelkraft zu steigern als auch die Spastizität zu reduzieren.
- Einsatz von geschlossenen kinetischen Ketten: Diese Methoden bieten durch die erhöhte sensorische Rückmeldung einen Vorteil und sollten bevorzugt eingesetzt werden.
Fazit
Krafttraining stellt eine vielversprechende Interventionsmöglichkeit zur Reduktion von Spastizität nach einem Schlaganfall dar. Trotz der Heterogenität der Studienprotokolle zeigen die Ergebnisse, dass diese Therapieform nicht nur die Spastizität verringern, sondern auch die allgemeine Funktionalität verbessern kann. Therapeuten sollten jedoch bei der Implementierung von Krafttrainingsprogrammen in die Rehabilitationspraxis vorsichtig sein und sicherstellen, dass die gewählten Protokolle auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Quelle: Effects of Resistance Training on Spasticity in People with Stroke: A Systematic Review
Marc Lüddecke
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Vibrationstherapie bei post-Schlaganfall-Spastizität
Vibrationstherapie bei post-Schlaganfall-Spastizität: Effekte und praktische Anwendung
Die Vibrationstherapie (VT) gewinnt zunehmend an Bedeutung in der Behandlung von post-Schlaganfall-Spastizität (PSS). Eine systematische Übersicht und Meta-Analyse randomisierter kontrollierter Studien zeigt vielversprechende Ergebnisse bezüglich der Wirksamkeit von VT bei der Reduktion von Spastizität und Schmerz sowie der Verbesserung motorischer Funktionen bei Patienten mit PSS.
Effekte der Vibrationstherapie
Die Meta-Analyse ergab, dass VT signifikant zur Reduktion der Spastizität beiträgt. Dies gilt sowohl für lokale Muskelvibration (LMV) als auch für Ganzkörpervibration (WBV). Besonders effektiv zeigte sich VT in der Reduktion der Spastizität in den oberen Extremitäten, insbesondere in Schulter und Ellbogen. Für die unteren Extremitäten, wie Knie und Knöchel, konnte keine signifikante Reduktion der Spastizität festgestellt werden. Ebenso bleibt die Wirkung von VT auf die Gangperformance unklar.
Zusätzlich zeigte sich, dass VT auch zur Schmerzlinderung bei PSS-Patienten beitragen kann. Die Verbesserung der motorischen Funktionen war ebenfalls signifikant, was darauf hindeutet, dass VT nicht nur die Spastizität reduziert, sondern auch die funktionelle Erholung unterstützt.
Praktische Anwendung und Parameter
Bei der Anwendung von VT sollten verschiedene Parameter berücksichtigt werden:
- Vibrationstyp: Sowohl LMV als auch WBV sind wirksam, wobei LMV möglicherweise eine etwas stärkere Wirkung zeigt, da sie gezielt auf spezifische Muskelgruppen wirkt.
- Frequenz: Eine Frequenz von über 20 Hz erwies sich als effektiver bei der Reduktion der Spastizität als niedrigere Frequenzen.
- Dauer: Sitzungen von 30 Minuten zeigten die besten Ergebnisse, während kürzere Sitzungen weniger effektiv waren.
- Sitzungshäufigkeit: Die besten Ergebnisse wurden bei Sitzungen drei- bis fünfmal pro Woche erzielt, wobei kein signifikanter Unterschied zwischen diesen Frequenzen festgestellt wurde.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse der Meta-Analyse zeigen, dass VT eine wertvolle Ergänzung zur Behandlung von PSS sein kann, insbesondere bei der Reduktion von Spastizität und Schmerz sowie der Verbesserung der motorischen Funktion. In der klinischen Praxis sollten Therapeuten die individuellen Bedürfnisse und den funktionellen Status der Patienten berücksichtigen, um die optimalen VT-Parameter festzulegen.
Marc Lüddecke
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