Transkutane aurikuläre Vagusnervstimulation (taVNS) zur Verbesserung der motorischen Funktionen der oberen Extremität nach Schlaganfall

Transkutane aurikuläre Vagusnervstimulation (taVNS) zur Verbesserung der motorischen Funktionen der oberen Extremität nach Schlaganfall: Ein Überblick über den aktuellen Forschungsstand

Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall stellt eine erhebliche Herausforderung dar, insbesondere wenn es um die Wiederherstellung der motorischen Funktionen der oberen Extremitäten geht. Eine vielversprechende nicht-invasive Methode, die in den letzten Jahren zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen hat, ist die transkutane aurikuläre Vagusnervstimulation (taVNS). Diese Methode könnte die Rehabilitationsergebnisse bei Schlaganfallpatienten verbessern und wird derzeit intensiv erforscht.

Was ist taVNS?

Die taVNS ist eine Form der Vagusnervstimulation, die über die Haut der Ohrmuschel durchgeführt wird, insbesondere durch die Stimulation des aurikulären Zweigs des Vagusnervs (ABVN) in der cymba conchae. Diese Technik bietet eine sicherere und weniger invasive Alternative zur klassischen Vagusnervstimulation (VNS), die einen chirurgischen Eingriff erfordert. Die Stimulation über taVNS zielt darauf ab, neuroplastische Prozesse im Gehirn zu fördern, was die Wiederherstellung motorischer Funktionen nach einem Schlaganfall unterstützen kann.

Forschungsergebnisse zur taVNS

Aktuelle klinische Studien haben gezeigt, dass die Kombination von taVNS mit traditionellen Rehabilitationsmethoden wie Physiotherapie signifikante Verbesserungen der motorischen Funktionen der oberen Extremitäten bei Schlaganfallpatienten bewirken kann. Die meisten dieser Studien verwenden die Fugl-Meyer Assessment Scale (FMA-U), um die Fortschritte der Patienten zu bewerten, und berichten über eine verbesserte Erholung im Vergleich zu Kontrollgruppen ohne taVNS-Behandlung.

Wichtige Erkenntnisse:

  • Stimulation und Timing: Studien zeigen, dass taVNS typischerweise während oder unmittelbar nach einer Rehabilitationssitzung angewendet wird. Einige Studien kombinieren die Stimulation mit wiederholten Bewegungsübungen der oberen Extremitäten, was zu einer verstärkten motorischen Erholung führen kann.
  • Sicherheitsaspekte: Obwohl taVNS im Allgemeinen gut verträglich ist, wurden in einigen Studien leichte Nebenwirkungen wie Hautrötungen, Übelkeit oder leichtes Unwohlsein berichtet. Diese Nebenwirkungen sind jedoch selten und meist mild.
  • Technologische Fortschritte: Die Entwicklung von geschlossenen Rückkopplungssystemen (closed-loop systems), die taVNS in Echtzeit an die physiologischen Reaktionen des Patienten anpassen, könnte die Wirksamkeit der Behandlung weiter steigern und die Anwendung in der klinischen Praxis erleichtern.

Praktische Anwendung für Therapeuten

Für Therapeuten ergeben sich aus diesen Studien wichtige praktische Implikationen:

  • Integration in bestehende Rehabilitationspläne: Die Kombination von taVNS mit herkömmlichen Rehabilitationsmethoden, insbesondere mit physiotherapeutischen Übungen, könnte die Wiederherstellung der motorischen Funktionen der Patienten beschleunigen.
  • Individuelle Anpassung der Stimulation: Da die optimalen Parameter der Stimulation noch nicht vollständig erforscht sind, sollten Therapeuten die Stimulation individuell an die Bedürfnisse und die Toleranzschwelle der Patienten anpassen.
  • Berücksichtigung von Nebenwirkungen: Therapeuten sollten Patienten über mögliche, aber seltene Nebenwirkungen aufklären und die Behandlung gegebenenfalls anpassen, um das Wohlbefinden der Patienten zu gewährleisten.

Fazit

Die taVNS bietet ein vielversprechendes Potenzial zur Verbesserung der motorischen Rehabilitation nach einem Schlaganfall, insbesondere in Kombination mit herkömmlichen Therapien. Zukünftige Forschungen werden erforderlich sein, um die optimalen Stimulationseinstellungen zu bestimmen und die Anwendung dieser Technik weiter zu verfeinern.


Quelle: Clinical Research Progress of the Post-Stroke Upper Limb Motor Function Improvement via Transcutaneous Auricular Vagus Nerve Stimulation

Marc Lüddecke
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Effekte der Virtual-Reality-Therapie auf die Lebensqualität und Selbstständigkeit bei Schlaganfallpatienten

Effekte der Virtual-Reality-Therapie auf die Lebensqualität und Selbstständigkeit bei Schlaganfallpatienten

Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall stellt Therapeuten vor die Herausforderung, effektive Methoden zu finden, um die Lebensqualität und Selbstständigkeit der Patienten nachhaltig zu verbessern. In den letzten Jahren hat die Virtual-Reality-Therapie (VR) als ergänzende Methode in der Neurorehabilitation zunehmend an Bedeutung gewonnen. Eine aktuelle randomisierte, kontrollierte Studie untersuchte den Einfluss von VR in Kombination mit herkömmlicher Therapie auf die Lebensqualität und Selbstständigkeit von Patienten innerhalb von sechs Monaten nach einem ischämischen Schlaganfall.

Hintergrund und Zielsetzung

Die Folgen eines Schlaganfalls führen häufig zu erheblichen Einschränkungen in der Selbstständigkeit und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQoL). Die VR-Therapie bietet durch ihre immersive und interaktive Natur eine motivierende Plattform, die potenziell motorische und kognitive Funktionen fördern kann. Ziel der Studie war es, zu evaluieren, ob die Kombination aus VR und konventioneller Therapie zu signifikanten Verbesserungen in der Selbstständigkeit und Lebensqualität führt, verglichen mit alleiniger konventioneller Therapie.

Methodik der Studie

An der Studie nahmen 50 Patienten teil, die nach ihrem ersten ischämischen Schlaganfall in einem Rehabilitationszentrum behandelt wurden. Die Teilnehmer wurden zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt: eine Interventionsgruppe, die sowohl VR-Therapie als auch konventionelle Rehabilitation erhielt, und eine Kontrollgruppe, die ausschließlich konventionelle Therapie erhielt.

  • Interventionsgruppe: Diese Gruppe absolvierte insgesamt 270 Minuten VR-Therapie zusätzlich zur Standardtherapie. Die VR-Sitzungen wurden dreimal pro Woche über einen Zeitraum von 4 bis 5 Wochen durchgeführt.
  • Kontrollgruppe: Diese Gruppe erhielt nur die herkömmliche Rehabilitation ohne VR-Komponente.

Ergebnisse der Studie

Die Ergebnisse zeigten, dass es innerhalb der VR-Interventionsgruppe signifikante Verbesserungen in den Bereichen Selbstständigkeit, Lebensqualität und Balance gab, wie durch das WHO-Disability-Assessment-Schedule 2.0 (WHODAS 2) und den Barthel-Index gemessen. Diese positiven Effekte blieben auch vier Wochen nach Abschluss der Therapie bestehen.

Interessanterweise zeigten jedoch die Vergleiche zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe keine statistisch signifikanten Unterschiede. Dies deutet darauf hin, dass VR eine sinnvolle Ergänzung zur konventionellen Therapie sein kann, aber in dieser Studie keine überlegenen Ergebnisse im Vergleich zur alleinigen konventionellen Therapie erzielt hat.

Praktische Empfehlungen für Therapeuten

Die Ergebnisse der Studie bieten wertvolle Erkenntnisse für die klinische Praxis:

  • Integration von VR in die Therapie: Trotz des Fehlens signifikanter Unterschiede zwischen den Gruppen könnte VR als motivierendes Element in der Rehabilitation eingesetzt werden, insbesondere um die Patientenbindung und das Engagement in der Therapie zu fördern.
  • Personalisierung der Therapie: Es ist wichtig, die VR-Therapie auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Patienten abzustimmen, um den größtmöglichen Nutzen zu erzielen.
  • Langfristige Evaluation: Da die positiven Effekte der VR-Therapie in der Nachbeobachtungsphase anhielten, sollten Therapeuten in Betracht ziehen, VR als längerfristige Ergänzung in Rehabilitationsprogrammen zu integrieren.

Fazit

Virtual-Reality-Therapie stellt eine vielversprechende Ergänzung zur konventionellen Schlaganfallrehabilitation dar, insbesondere zur Steigerung der Motivation und Selbstständigkeit der Patienten. Obwohl die Studie keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen feststellte, deuten die Ergebnisse darauf hin, dass VR das Potenzial hat, die Therapieergebnisse zu verbessern und die Lebensqualität von Schlaganfallpatienten zu erhöhen.


Quelle: Effect of Virtual Reality Therapy on Quality of Life and Self-Sufficiency in Post-Stroke Patients

Marc Lüddecke
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Aktive Physiotherapie zur Steigerung der körperlichen Aktivität bei Schlaganfallüberlebenden

Aktive Physiotherapie zur Steigerung der körperlichen Aktivität bei Schlaganfallüberlebenden: Eine systematische Übersicht

Physiotherapie spielt eine zentrale Rolle in der Rehabilitation von Schlaganfallpatienten. Besonders aktive physiotherapeutische Maßnahmen, die von den Patienten freiwillige Anstrengungen erfordern, sind von entscheidender Bedeutung, um die körperliche Aktivität langfristig zu steigern und das Risiko eines erneuten Schlaganfalls zu reduzieren. Eine aktuelle systematische Übersicht und Meta-Analyse hat die Wirksamkeit dieser aktiven Physiotherapieformen untersucht und liefert wichtige Erkenntnisse für die therapeutische Praxis.

Bedeutung der körperlichen Aktivität nach einem Schlaganfall

Nach einem Schlaganfall sind Patienten häufig körperlich inaktiv, was das Risiko eines erneuten Schlaganfalls erhöht und zu einem Teufelskreis aus Dekonditionierung und reduzierter Aktivität führt. Es ist daher entscheidend, die körperliche Aktivität von Schlaganfallüberlebenden zu fördern, um ihre langfristige Gesundheit und Lebensqualität zu verbessern. Physiotherapeuten sind aufgrund ihrer Expertise besonders gut geeignet, Patienten in diesem Prozess zu unterstützen.

Ergebnisse der systematischen Übersicht

Die Meta-Analyse umfasste 25 randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 2448 Teilnehmern. Die Ergebnisse zeigten, dass aktive physiotherapeutische Maßnahmen eine signifikante, wenn auch moderate, Steigerung der körperlichen Aktivität bewirken können. Insbesondere dann, wenn objektive Messmethoden wie Aktivitätsmonitore oder Pedometer verwendet wurden, zeigte sich eine deutliche Verbesserung der Aktivitätsniveaus.

Es wurde festgestellt, dass die Wirksamkeit aktiver Physiotherapie vor allem bei jüngeren Schlaganfallüberlebenden (<65 Jahre) stärker ausgeprägt ist. Ältere Patienten profitierten ebenfalls, jedoch war der Effekt weniger ausgeprägt. Dies unterstreicht die Bedeutung individueller Anpassungen der Therapie an das Alter und die spezifischen Bedürfnisse der Patienten.

Praktische Empfehlungen für Therapeuten

Für die therapeutische Praxis lassen sich aus den Ergebnissen der Übersicht folgende Empfehlungen ableiten:

  • Einsatz von objektiven Messinstrumenten: Die Verwendung von objektiven Tools wie Aktivitätsmonitore oder Pedometer wird empfohlen, da diese die genauesten Ergebnisse bezüglich der körperlichen Aktivität liefern und weniger anfällig für Verzerrungen sind.
  • Individuelle Anpassung der Therapie: Ältere Patienten benötigen möglicherweise eine individuell angepasste Therapie, die ihre speziellen Bedürfnisse berücksichtigt. Hier könnten modifizierte Übungen oder eine geringere Intensität der Physiotherapie sinnvoll sein.
  • Langfristige Betreuung und Motivation: Um langfristige Erfolge zu sichern, ist es wichtig, Patienten auch nach Abschluss der physiotherapeutischen Sitzungen zu motivieren und zu unterstützen. Dies könnte durch die Integration von technologischen Lösungen wie Aktivitätstrackern oder durch die Bereitstellung von Heimübungsprogrammen erfolgen.
  • Gruppentherapien als Motivation: Gruppentherapien haben sich als besonders motivierend erwiesen, da die Interaktion mit anderen Schlaganfallüberlebenden die Teilnahme an körperlicher Aktivität fördern kann.

Fazit

Aktive Physiotherapie ist ein effektiver Ansatz zur Steigerung der körperlichen Aktivität bei Schlaganfallüberlebenden. Durch den gezielten Einsatz von objektiven Messmethoden und die Anpassung der Therapie an die individuellen Bedürfnisse der Patienten können Therapeuten dazu beitragen, die langfristige Gesundheit und Lebensqualität dieser Patienten erheblich zu verbessern.


Quelle: Impact of Active Physiotherapy on Physical Activity Level in Stroke Survivors: A Systematic Review and Meta-Analysis

Marc Lüddecke
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Messung der körperlichen Aktivität nach einem Schlaganfall

Messung der körperlichen Aktivität nach einem Schlaganfall: Ein internationaler Konsens für die Praxis

Die Messung der körperlichen Aktivität nach einem Schlaganfall ist von entscheidender Bedeutung, um den Fortschritt der Rehabilitation zu bewerten und die besten therapeutischen Ansätze zu entwickeln. Ein internationaler Konsens von Experten, der in einer kürzlich veröffentlichten Studie im International Journal of Stroke vorgestellt wurde, bietet nun klare Empfehlungen für die Messung der körperlichen Aktivität bei Schlaganfallpatienten.

Wichtige Messgrößen für die körperliche Aktivität

Um die körperliche Aktivität nach einem Schlaganfall effektiv zu messen, wurden bestimmte Schlüsselgrößen als besonders wichtig identifiziert. Dazu gehören die Zeit, die in moderat bis intensiver körperlicher Aktivität verbracht wird, sowie die tägliche Schrittzahl. Diese Parameter bieten wertvolle Einblicke in die Mobilität und die allgemeine körperliche Aktivität der Patienten und sind entscheidend für die Beurteilung der Rehabilitationsfortschritte.

Empfohlene Messmethoden

Für die Messung der körperlichen Aktivität werden verschiedene Geräte und Fragebögen empfohlen:

  1. Geräte zur Messung der Aktivität:
    • Actigraph, Actical und Activ8: Diese Geräte werden zur Messung der Intensität der körperlichen Aktivität verwendet, beispielsweise zur Berechnung des Energieverbrauchs.
    • ActivPAL: Dieses Gerät wird zur Messung der Dauer der Aktivität, wie der Zeit in bestimmten Körperhaltungen (z.B. Stehen, Sitzen), eingesetzt.
    • Step Activity Monitor: Wird zur Erfassung der Schrittzahl und damit der Frequenz der körperlichen Aktivität empfohlen.
  2. Fragebögen zur Selbstauskunft:
    • International Physical Activity Questionnaire (IPAQ) und Physical Activity Scale for the Elderly (PASE): Diese Fragebögen sind besonders gut validiert und einfach in der Anwendung. Sie erfassen die Teilnahme an körperlichen Aktivitäten unterschiedlicher Intensität und bieten eine umfassende Bewertung der körperlichen Aktivität.

Praktische Anwendung in der Rehabilitation

Die Auswahl der Messinstrumente sollte basierend auf dem spezifischen Ziel der Messung und den verfügbaren Ressourcen erfolgen. Während Geräte wie der Actigraph und ActivPAL präzise Daten liefern, bieten Fragebögen wie der IPAQ und PASE eine einfachere und weniger aufwendige Alternative, die dennoch wertvolle Informationen liefert. In der klinischen Praxis kann es sinnvoll sein, eine Kombination aus beiden Methoden zu verwenden, um ein umfassendes Bild der körperlichen Aktivität zu erhalten.

Schlussfolgerung

Die international abgestimmten Empfehlungen bieten klare Leitlinien für die Messung der körperlichen Aktivität nach einem Schlaganfall. Sie unterstützen Therapeuten dabei, die besten Methoden auszuwählen, um den Rehabilitationsprozess effektiv zu überwachen und zu fördern. Diese Empfehlungen tragen dazu bei, die Qualität der Rehabilitation zu verbessern und letztlich die Lebensqualität der Schlaganfallpatienten zu steigern.


Quelle: How should we measure physical activity after stroke? An international consensus

Marc Lüddecke
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Reduktion der Spastizität nach Schlaganfall durch rTMS und Physiotherapie

Reduktion der Spastizität nach Schlaganfall durch rTMS und Physiotherapie: Ergebnisse und Mechanismen

Eine kürzlich durchgeführte Studie untersuchte die Effekte von repetitiver transkranieller Magnetstimulation (rTMS) kombiniert mit Physiotherapie auf die Spastizität bei Patienten mit chronischem Schlaganfall. Dabei wurden sowohl die klinischen Ergebnisse als auch die zugrunde liegenden physiologischen Mechanismen der Spastizitätsreduktion detailliert analysiert.

Wirksamkeit der Intervention

Die Studie zeigt, dass die Kombination aus rTMS und Physiotherapie zu einer signifikanten Verbesserung der motorischen Funktionen sowie zu einer Reduktion der Spastizität führte. Dies wurde durch eine Zunahme der Punktzahl in der Fugl-Meyer Assessment für die obere Extremität (FMA-UE) und eine Verbesserung im Wolf Motor Function Test (WMFT) deutlich. Auch der modifizierte Ashworth-Score (MAS), der zur Bewertung der Spastizität verwendet wird, zeigte eine signifikante Abnahme, insbesondere bei der Extension des Handgelenks.

Mechanismen der Spastizitätsreduktion

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass die Reduktion der Spastizität hauptsächlich durch eine Verringerung des stretchreflexvermittelten Widerstands (Torque) erreicht wurde, während die passive Steifigkeit unverändert blieb. Diese Differenzierung ist von großer Bedeutung, da sie zeigt, dass die Intervention gezielt den reflexvermittelten Anteil der Muskelspannung beeinflusst, ohne die passiven mechanischen Eigenschaften des Gewebes zu verändern.

Physiologische Untersuchungen

Zur weiteren Erforschung der Mechanismen hinter der Spastizitätsreduktion wurden drei spinaler Kreisläufe untersucht: die post-aktivierende Depression, die reziproke Hemmung und die präsynaptische Hemmung. Interessanterweise zeigte sich, dass trotz der signifikanten klinischen Verbesserungen keine Änderungen in der Erregbarkeit dieser spinalen Mechanismen festzustellen waren. Dies deutet darauf hin, dass die positiven Effekte der rTMS und Physiotherapie auf die Spastizität möglicherweise durch andere, noch unbekannte Mechanismen vermittelt werden.

Klinische Bedeutung und Implikationen

Die Ergebnisse der Studie unterstreichen das Potenzial der rTMS in Kombination mit gezielter Physiotherapie, Spastizität bei chronischem Schlaganfall effektiv zu reduzieren und die motorische Funktion zu verbessern. Diese Erkenntnisse könnten Therapeuten dabei helfen, ihre Behandlungsmethoden zu optimieren und gezielter auf die Bedürfnisse der Patienten einzugehen.


Quelle: Testing spasticity mechanisms in chronic stroke before and after intervention with contralesional motor cortex 1 Hz rTMS and physiotherapy

Marc Lüddecke
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Task-Oriented Training (TOT) in der Schlaganfall-Rehabilitation

Task-Oriented Training (TOT) in der Schlaganfall-Rehabilitation: Ein Überblick und praktische Empfehlungen

Die Schlaganfall-Rehabilitation stellt eine komplexe Herausforderung dar, die eine interdisziplinäre Herangehensweise erfordert, um die vielfältigen Beeinträchtigungen der Patienten umfassend zu adressieren. Eine vielversprechende Methode in diesem Bereich ist das Task-Oriented Training (TOT), das sich auf das gezielte Wiedererlernen von Alltagsaufgaben konzentriert, um die neuroplastischen Fähigkeiten des Gehirns zu fördern. Dieser Blogbeitrag beleuchtet die zentralen Aspekte und aktuellen Erkenntnisse zu TOT sowie praktische Empfehlungen für Therapeuten.

Was ist Task-Oriented Training (TOT)?

TOT ist ein rehabilitativer Ansatz, der auf die Wiederherstellung von motorischen Fähigkeiten durch das gezielte Üben alltagsrelevanter Aufgaben abzielt. Beispiele für solche Aufgaben sind das Greifen und Loslassen eines Balls, das Gießen von Wasser oder das Kämmen der Haare. Die Methode basiert auf der Idee, dass durch die Wiederholung spezifischer Bewegungen die entsprechenden Hirnareale stimuliert werden, was die neuroplastischen Prozesse fördert.

Vorteile und Mechanismen von TOT

TOT hat sich als besonders effektiv erwiesen, weil es mehrere zentrale Mechanismen der Rehabilitation anspricht:

  • Neuroplastizität: Durch die Wiederholung von Aufgaben werden die motorischen Kortexregionen stimuliert, was zu einer verbesserten motorischen Kontrolle führt.
  • Funktionale Erholung: Indem Patienten spezifische Aufgaben wiederholt ausführen, lernen sie nicht nur die Bewegungen neu, sondern verbessern auch ihre Fähigkeit, diese in alltäglichen Situationen anzuwenden.

Anwendung und Dosierung in der Praxis

Ein wesentlicher Punkt in der erfolgreichen Anwendung von TOT ist die richtige Dosierung und Intensität der Übungen:

  • Wiederholungen: Die Anzahl der Wiederholungen einer Aufgabe in einer Sitzung spielt eine entscheidende Rolle für den Erfolg. Eine hohe Anzahl von Wiederholungen führt zu besseren Ergebnissen, allerdings sollte die Intensität an die Belastbarkeit des Patienten angepasst werden.
  • Sitzungsdauer und Frequenz: Es wird empfohlen, die Dauer der Sitzungen sowie die Häufigkeit wöchentlich durchgeführter Sitzungen entsprechend den individuellen Bedürfnissen und Fortschritten des Patienten zu gestalten. Studien deuten darauf hin, dass kürzere, aber intensivere Sitzungen mit ausreichend Ruhepausen vorteilhaft sein können.
  • Vielfalt der Aufgaben: Neben der Wiederholung einzelner Aufgaben sollte das Training variabel gestaltet werden, um alle relevanten Bewegungsfähigkeiten abzudecken. Dies hilft, die generalisierte Anwendung der erlernten Fähigkeiten im Alltag zu fördern.

Herausforderungen und Limitationen

Obwohl TOT viele Vorteile bietet, gibt es auch Herausforderungen:

  • Sensorische und kognitive Einschränkungen: Bisher konzentriert sich TOT hauptsächlich auf motorische Aufgaben, während sensorische und kognitive Defizite oft weniger berücksichtigt werden. Hier besteht Bedarf an weiterer Forschung und Entwicklung integrativer Ansätze.
  • Individualisierung der Therapie: Die richtige Balance zwischen Intensität und Erholung ist entscheidend. Zu intensive Übungen können zu Ermüdung und einer Verringerung der Therapieeinstellung führen, während zu geringe Intensität möglicherweise nicht die gewünschten Effekte erzielt.

Schlussfolgerung und praktische Empfehlungen

TOT stellt eine vielversprechende Methode in der Schlaganfall-Rehabilitation dar, die durch gezieltes Üben alltagsrelevanter Aufgaben die neuroplastischen Prozesse fördert und die funktionelle Erholung unterstützt. Therapeuten sollten die Dosierung und Intensität der Übungen sorgfältig an die individuellen Bedürfnisse der Patienten anpassen und dabei auf eine ausreichende Vielfalt der Aufgaben achten, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.


Quelle: Task-Oriented Training for Stroke Rehabilitation: A Mini Review

Marc Lüddecke
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Motorische Rehabilitation nach Schlaganfall: Ein Detaillierter Leitfaden basierend auf den Empfehlungen der European Stroke Organisation

Motorische Rehabilitation nach Schlaganfall: Ein Detaillierter Leitfaden basierend auf den Empfehlungen der European Stroke Organisation

Die European Stroke Organisation (ESO) hat eine umfassende Definition und ein konsensbasiertes Rahmenwerk für die motorische Rehabilitation nach Schlaganfall veröffentlicht. Dieser Leitfaden bietet eine detaillierte Darstellung der wichtigsten Prinzipien und Methoden, die für die Rehabilitation von Schlaganfallpatienten von zentraler Bedeutung sind.

Eine klare Definition der motorischen Rehabilitation

Laut der ESO ist motorische Rehabilitation ein strukturiertes Programm, das darauf abzielt, die motorische Funktion, die Aktivitätskapazität und die Leistungsfähigkeit im täglichen Leben von Patienten nach einem Schlaganfall zu verbessern. Diese Rehabilitation ist unerlässlich für alle Patienten, die nach einem Schlaganfall motorische Beeinträchtigungen erlitten haben und strebt an, ihre Funktionsfähigkeit, Unabhängigkeit und Teilnahme am sozialen Leben zu fördern.

Biologische Grundlagen und Erholungsphasen

Die motorische Erholung nach einem Schlaganfall verläuft in mehreren Phasen, die spezifische therapeutische Ansätze erfordern:

  1. Frühe Phase (0–10 Wochen nach dem Schlaganfall): In dieser Phase findet die sogenannte spontane neurologische Erholung statt, die durch biologische Mechanismen wie neuronale Plastizität und die Reorganisation von Gehirnstrukturen gefördert wird. Die Erholung verläuft oft nach einem logarithmischen Muster, das innerhalb von etwa zehn Wochen seinen Höhepunkt erreicht.
  2. Spätere Phase: Nach der anfänglichen spontanen Erholung setzen Patienten in der Regel auf adaptive und kompensatorische Strategien, um motorische Aufgaben zu bewältigen. Diese Strategien beinhalten oft die Nutzung alternativer Bewegungsmuster oder den Einsatz weniger betroffener Gliedmaßen, um Funktionen zu kompensieren.

Prinzipien der motorischen Rehabilitation

Ein zentrales Element der Rehabilitation ist die regelmäßige Beurteilung der motorischen Funktionen und Aktivitäten. Hierbei kommen standardisierte Assessments zum Einsatz, wie beispielsweise die Fugl-Meyer Motor Scale (FMA), der Action Research Arm Test (ARAT) und der 10-Meter-Gehtest (10MWT). Diese Werkzeuge helfen, den Fortschritt der Patienten zu messen und die Therapie kontinuierlich anzupassen.

Besonders wichtig ist der Einsatz von prädiktiven Modellen, die es ermöglichen, die wahrscheinlichen Erholungsergebnisse eines Patienten bereits in den frühen Phasen der Rehabilitation abzuschätzen. Diese Modelle, wie der PREP2-Algorithmus, helfen Therapeuten dabei, die Therapie individuell anzupassen und die Erfolgsaussichten besser zu bewerten.

Praktische Interventionen und ihre Umsetzung

Die motorische Rehabilitation sollte evidenzbasiert und patientenorientiert sein. Die folgenden Interventionen haben sich als besonders effektiv erwiesen und werden von der ESO und anderen internationalen Leitlinien stark empfohlen:

  1. Frühe Mobilisierung: Die frühzeitige Mobilisierung, d.h. das Aus-dem-Bett-Kommen innerhalb der ersten 24 bis 48 Stunden nach einem Schlaganfall, wird stark empfohlen. Diese Intervention hat sich als förderlich für die Erholung erwiesen, insbesondere bei Patienten mit milden bis moderaten Schlaganfällen.
  2. Intensive und repetitive Übungen: Ein Schwerpunkt sollte auf intensiven, repetitiven und aufgabenorientierten Übungen liegen, die speziell auf die Wiederherstellung von motorischen Fähigkeiten abzielen. Dazu gehören Übungen wie Constraint-Induced Movement Therapy (CIMT), bei der der Einsatz der weniger betroffenen Hand eingeschränkt wird, um die Nutzung der betroffenen Hand zu fördern.
  3. Technologiegestützte Rehabilitation: Der Einsatz von Technologie, wie z.B. robotergestützte Therapiegeräteoder Funktionelle Elektrostimulation (FES), kann die motorische Erholung unterstützen, insbesondere bei Patienten mit schweren motorischen Defiziten. Diese Technologien ermöglichen es, gezielte Bewegungen zu trainieren und die Muskelaktivität zu stimulieren.
  4. Treadmill Training und Überkopfübungen: Diese spezifischen Trainingstechniken, wie das Laufbandtraining mit oder ohne Gewichtsentlastung, sind besonders effektiv für die Verbesserung der Gehfähigkeit bei Schlaganfallpatienten. Sie helfen, die Gehgeschwindigkeit und die Gehstrecke zu verbessern, was entscheidend für die Rückkehr zu alltäglichen Aktivitäten ist.

Regelmäßige Assessments und Zielanpassungen

Ein entscheidender Aspekt der erfolgreichen Rehabilitation ist die kontinuierliche Überwachung und Anpassung des Therapieplans auf der Grundlage regelmäßiger Assessments. Diese Bewertungen sollten zu festgelegten Zeitpunkten nach dem Schlaganfall erfolgen – idealerweise in der ersten Woche sowie nach 4 Wochen, 3 Monaten und 6 Monaten. Diese Zeitpunkte entsprechen Schlüsselübergängen in den biologischen Erholungsprozessen.

Die Ergebnisse dieser Assessments sollten in Absprache mit dem Patienten und den betreuenden Angehörigen diskutiert werden, um sicherzustellen, dass die Therapieziele den individuellen Bedürfnissen und Fortschritten des Patienten entsprechen.

Schlussfolgerung und klinische Relevanz

Die konsensbasierte Definition und das Rahmenwerk der ESO bieten einen robusten Leitfaden für Fachleute in der Neurorehabilitation. Durch die Umsetzung dieser evidenzbasierten Empfehlungen können Therapeuten die Qualität der Rehabilitation verbessern und die Erfolgsaussichten für ihre Patienten maximieren. Es ist wichtig, diese Leitlinien regelmäßig zu konsultieren und die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in die klinische Praxis zu integrieren, um den Patienten die bestmögliche Betreuung zu bieten.

Quelle: European Stroke Organisation (ESO) consensus-based definition and guiding framework.


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Post-Schlaganfall-Fatigue: Langzeitfolgen und wichtige Prädiktoren nach fünf Jahren

Post-Schlaganfall-Fatigue: Langzeitfolgen und wichtige Prädiktoren nach fünf Jahren

Post-Schlaganfall-Fatigue (PSF) ist eine häufige und oft übersehene Folge eines Schlaganfalls, die langfristige Auswirkungen auf die Lebensqualität und die Rehabilitation hat. Eine aktuelle Studie, die Teilnehmer fünf Jahre nach einem Schlaganfall untersuchte, liefert wichtige Erkenntnisse über die Prävalenz und die Prädiktoren dieser belastenden Erkrankung.

Langfristige Prävalenz von PSF

Fünf Jahre nach einem Schlaganfall berichteten mehr als die Hälfte der Teilnehmer von PSF, definiert als ein Score von 24 oder mehr auf der Swedish Fatigue Assessment Scale (S-FAS). Die Ergebnisse zeigen, dass PSF auch lange nach dem akuten Ereignis ein erhebliches Problem bleibt und dass sowohl physische als auch mentale Fatigue häufig gleichzeitig auftreten.

Identifizierte Prädiktoren

In der Studie wurden verschiedene potenzielle Prädiktoren für PSF untersucht. Während viele der erwarteten Prädiktoren wie Alter, Geschlecht, Schlaganfallschwere oder Vorerkrankungen keinen signifikanten Zusammenhang mit PSF zeigten, wurde ein höherer Body-Mass-Index (BMI) als einziger signifikanter Prädiktor identifiziert. Teilnehmer mit einem höheren BMI zum Zeitpunkt des Schlaganfalls hatten ein erhöhtes Risiko, fünf Jahre später unter PSF zu leiden.

Praktische Implikationen für die Rehabilitation

Für Therapeuten und Pflegekräfte sind diese Erkenntnisse von großer Bedeutung. Es wird empfohlen, bei Schlaganfallpatienten nicht nur die akuten Symptome, sondern auch den BMI als potenziellen Risikofaktor für langfristige Fatigue zu berücksichtigen. Maßnahmen zur Gewichtskontrolle und eine gezielte Beratung könnten eine wichtige Rolle bei der Prävention oder Minderung von PSF spielen.

Fazit

Die Studie unterstreicht die Bedeutung eines langfristigen Ansatzes in der Schlaganfall-Rehabilitation, der auch Faktoren wie den BMI berücksichtigt. Für Patienten mit einem höheren BMI könnten spezifische Interventionen notwendig sein, um das Risiko von PSF zu verringern und ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.


Quelle: Fatigue in stroke survivors: a 5-year follow-up of the Fall study of Gothenburg

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Wirkungen von Krafttraining auf Spastizität bei Schlaganfallpatienten

Wirkungen von Krafttraining auf Spastizität bei Schlaganfallpatienten: Eine systematische Übersicht

Krafttraining ist seit langem für seine positiven Auswirkungen auf die Muskelkraft bekannt, aber seine Rolle bei der Behandlung von Spastizität nach einem Schlaganfall wird erst seit kurzem intensiv erforscht. Eine aktuelle systematische Übersicht fasst die verfügbaren Studien zu diesem Thema zusammen und bietet wertvolle Einblicke in die Wirksamkeit von Krafttraining bei der Reduktion von Spastizität sowie dessen Auswirkungen auf Funktion, Stärke, Gang und Gleichgewicht.

Ergebnisse der Studien

In der systematischen Übersicht wurden neun randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) analysiert, die insgesamt 225 Teilnehmer umfassten. Die Ergebnisse zeigten, dass Krafttraining entweder gleichwertig oder sogar überlegen im Vergleich zu keiner Behandlung, konventioneller Therapie oder anderen Therapieformen in Bezug auf die Verbesserung der Spastizität und funktioneller Parameter wie Kraft, Gang und Gleichgewicht war. Dies deutet darauf hin, dass Krafttraining eine wertvolle Ergänzung zur Rehabilitation von Schlaganfallpatienten darstellen kann.

Heterogenität der Protokolle

Eine der Herausforderungen bei der Interpretation der Ergebnisse ist die Heterogenität der verwendeten Protokolle. Es gab erhebliche Unterschiede in den Trainingsmethoden, einschließlich der Art des Krafttrainings (z.B. dynamisches versus isometrisches Training), der Anzahl der Sätze und Wiederholungen sowie der verwendeten Geräte. Die meisten Studien verwendeten jedoch geschlossene kinetische Ketten und kombinierten verschiedene Kontraktionsformen (konzentrisch, isometrisch, exzentrisch) während der Übungen. Dies deutet darauf hin, dass diese Ansätze möglicherweise die besten Ergebnisse bei der Reduktion der Spastizität und Verbesserung der motorischen Funktionen erzielen.

Praktische Implikationen

Für Therapeuten ist es wichtig, die Erkenntnisse dieser Übersicht in die Praxis umzusetzen, um die bestmöglichen Ergebnisse für ihre Patienten zu erzielen:

  • Individuelle Anpassung: Da die Ergebnisse stark von den spezifischen Protokollen abhängen, sollte das Krafttraining individuell an die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Patienten angepasst werden.
  • Kombination von Kontraktionsformen: Die Kombination von konzentrischen, isometrischen und exzentrischen Übungen scheint besonders wirksam zu sein, um sowohl die Muskelkraft zu steigern als auch die Spastizität zu reduzieren.
  • Einsatz von geschlossenen kinetischen Ketten: Diese Methoden bieten durch die erhöhte sensorische Rückmeldung einen Vorteil und sollten bevorzugt eingesetzt werden.

Fazit

Krafttraining stellt eine vielversprechende Interventionsmöglichkeit zur Reduktion von Spastizität nach einem Schlaganfall dar. Trotz der Heterogenität der Studienprotokolle zeigen die Ergebnisse, dass diese Therapieform nicht nur die Spastizität verringern, sondern auch die allgemeine Funktionalität verbessern kann. Therapeuten sollten jedoch bei der Implementierung von Krafttrainingsprogrammen in die Rehabilitationspraxis vorsichtig sein und sicherstellen, dass die gewählten Protokolle auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.


Quelle: Effects of Resistance Training on Spasticity in People with Stroke: A Systematic Review

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Schlaganfall-Rehabilitation: Die zentrale Rolle des Schlafs in der Neurorehabilitation

Schlaganfall-Rehabilitation: Die zentrale Rolle des Schlafs in der Neurorehabilitation

Schlaf ist von entscheidender Bedeutung für die Neurorehabilitation nach einem Schlaganfall, wie in einer aktuellen Untersuchung hervorgehoben wird. Neuere Erkenntnisse zeigen, dass Schlaf eine zentrale Rolle bei der motorischen Erholung und dem Lernen spielt und direkt zur Wiederherstellung von Funktionen beiträgt.

Theoretische Grundlagen: Schlaf und Neuroplastizität

Schlaf ist ein kritischer Faktor für die Neuroplastizität – die Fähigkeit des Gehirns, sich nach einer Schädigung neu zu organisieren und anzupassen. Während des Schlafs, insbesondere in den Tiefschlafphasen, finden wichtige Prozesse statt, die für die Konsolidierung motorischer Fähigkeiten entscheidend sind. Diese Konsolidierung stabilisiert neu erlernte motorische Fähigkeiten und verstärkt sie. Sowohl die Menge als auch die Qualität des Schlafs beeinflussen die Effektivität dieser Konsolidierungsprozesse erheblich.

Schlaf unterstützt auch das motorische Lernen nach einem Schlaganfall, indem er die neuroplastischen Veränderungen fördert, die für die Wiedererlangung motorischer Funktionen notwendig sind. Nach intensiven Rehabilitationsübungen kann er die Wiederherstellung und Stärkung der betroffenen neuronalen Netzwerke erleichtern.

Praktische Implikationen für die therapeutische Praxis

Neben diesen theoretischen Erkenntnissen gibt es auch praktische Maßnahmen, wie Schlaf in die Schlaganfall-Rehabilitation integriert werden kann:

  1. Schlafbewertung und Interventionen: Es ist wichtig, den Schlafstatus der Patienten systematisch zu bewerten. Schlafstörungen, wie obstruktive Schlafapnoe (OSA), sind häufig und können die Rehabilitation erheblich beeinträchtigen. Die Behandlung solcher Störungen, beispielsweise durch den Einsatz von CPAP-Geräten, verbessert die Rehabilitationsergebnisse.
  2. Integration von Nickerchen: Nickerchen von 90 Minuten oder länger nach einer Therapieeinheit unterstützen die Konsolidierung motorischer Fähigkeiten. Patienten sollten ermutigt werden, nach intensiven Trainingseinheiten Ruhephasen einzuplanen, um neuroplastische Prozesse zu fördern.
  3. Schlafhygiene und Beratung: Eine gute Schlafhygiene ist entscheidend für die Schlafqualität. Patienten sollten zu einem regelmäßigen Schlafrhythmus, der Vermeidung von Koffein und schweren Mahlzeiten vor dem Schlafengehen sowie der Schaffung einer schlaffördernden Umgebung beraten werden.

Fazit: Theorie und Praxis Hand in Hand

Schlaf ist ein wesentlicher, oft unterschätzter Faktor in der Schlaganfall-Rehabilitation. Theoretisch ist er entscheidend für Neuroplastizität und motorisches Lernen, praktisch sollte er als integraler Bestandteil der Rehabilitationspläne berücksichtigt werden. Die Kombination aus fundiertem theoretischen Wissen und konkreten praktischen Maßnahmen kann die Rehabilitationsergebnisse erheblich verbessern.


Quelle: The Importance of Sleep for Successful Neurorehabilitation after Stroke

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